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LEADER Regionalentwicklung Neckartal-Odenwald aktiv e.V.
BAG LAG: Förderung der ländlichen Räume jetzt wichtiger denn je
Stadt und Land stehen derzeit vor großen Schwierigkeiten. Die Anstrengungen zur Bewältigung der Herausforderungen in den ländlichen Räumen, in denen mehr als die Hälfte der Deutschen leben, dürfen jetzt nicht nachlassen. „Im Gegenteil, die Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig und wertvoll regionale Ansätze vor Ort sind, um außergewöhnlichen Krisensituationen begegnen zu können“, darauf weist die Bundesarbeitsgemeinschaft der LEADER-Aktionsgruppen (BAG LAG) nachdrücklich hin. „Die Unterstützung der ländlichen Räume durch die Europäische Union, aber auch die ergänzenden Ansätze, die in den letzten Jahren durch die Bundesregierung mit dem Bundesprogramm ländliche Entwicklung (BULE) aufgebaut wurden, erweisen sich in der aktuellen Situation als Aktivposten der Krisenbewältigung und sollten zügig erweitert und mit den dafür notwendigen Mitteln ausgestattet werden.“
Die immensen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie treffen viele Bereiche. Der Ruf nach staatlicher Unterstützung ist entsprechend laut und vielfältig. Nicht immer stehen die Forderungen auch im Verhältnis zur Betroffenheit. Die Endlichkeit der öffentlichen Mittel braucht deshalb Besonnenheit und Augenmaß, umso mehr, wenn es um die Forderung nach einer Umschichtung von Fördermitteln geht. Dies gilt in besonderem Maße für die Förderung der ländlichen Räume durch die Europäische Union.
Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die ländliche Entwicklung (ELER) stellt in Deutschland mit einem Volumen von rund 10 Milliarden Euro für die Förderphase 2014-2020 eine der wichtigsten Fördergrundlagen für ländliche Kommunen, kleine Unternehmen und zahlreiche ehrenamtliche Akteure in unseren Dörfern dar. Etwa 30% davon bilden die unverzichtbare Säule ländlicher Entwicklungsansätze. In zehntausenden LEADER-Projekten werden in mehr als 320 LEADER-Regionen bundesweit die soziale Infrastruktur, Tourismus, Kultur und kleinere Unternehmen in unzähligen Dörfern unterstützt. Vorrangiges Ziel der Projekte ist die Schaffung bzw. Sicherstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse und die Stärkung der Resilienz, der Widerstandskraft in schwierigen Situationen.
An vielen Orten wird derzeit sichtbar, wie wertvoll entsprechende Ansätze sind, zum Beispiel bei der Unterstützung von Nachbarschaftshilfen, die vielen alten Menschen Sicherheit und Perspektive geben. Auch die Unterstützung einer Nahversorgung der kurzen Wege, intelligente Ansätze für Onlineangebote von kleinen, lokalen Händlern oder die Förderung der Erzeugung regionaler Produkte haben sich in den aktuell schwierigeren Zeiten bewährt. Zur Bewältigung der Krise wird es von entscheidender Bedeutung sein, die unzähligen zivilgesellschaftlichen Akteure darin zu unterstützen, auch in Zukunft ihren wichtigen Beitrag für die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse leisten zu können.
Zugleich hat die jetzige Situation deutlich gemacht, welche Bedeutung eine flächendeckende digitale Infrastruktur in Zukunft haben wird. Diese Anstrengungen müssen verstärkt werden, um beispielsweise Kindern in Stadt und Land die gleichen Bildungschancen zu gewährleisten.
Gerade jetzt werden mehr finanzielle Mittel für die ländlichen Räume gebraucht, um die bedrohten Infrastrukturen zu sichern, aber auch um Einnahmeverluste im Kulturbereich und in dem für viele ländliche Räume besonders wichtigen touristischen Sektor aufzufangen und gleichzeitig neue kreative Ideen für regionale Versorgungsansätze und neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu entwickeln und umzusetzen.
Das LEADER-Programm und das Regionalbudget des Bundes konnten bislang und können auch weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung dieser Akteure liefern. Der „Bottom-up“-Ansatz eignet sich in besonderer Weise zur zielgenauen Förderung, berücksichtigt die spezifischen regionalen Gegebenheiten und vermeidet ein ineffizientes „Gießkannenprinzip“.
Durch die Krise wird deutlich, wie wichtig die Unterstützung von modellhaften Lösungen in unseren Städten und Dörfern auf dem Land ist. Damit der Fonds für die ländlichen Räume und insbesondere der LEADER-Ansatz jetzt effektiv und zeitnah für die Bewältigung der negativen Auswirkungen der Corona-Krise genutzt werden können, bedarf es neben einer besseren Mittelausstattung zugleich eines deutlichen Abbaus bürokratischer Hürden, um die Gelder schnell und barrierefrei dort einsetzen zu können, wo sie am dringendsten benötigt werden. Der BAG LAG Vorsitzende, Dr. Hartmut Berndt, sagt dazu: „Die LEADERRegionalmanagements und die Lokalen Aktionsgruppen sind gut darauf vorbereitet, die Menschen vor Ort bei der Umsetzung von Maßnahmen zu unterstützen. Die Gruppen brauchen jetzt allerdings ein Höchstmaß an Flexibilität auf allen Verwaltungsebenen, dann wird LEADER einen bedeutenden Beitrag zur Überwindung der Krise leisten. Für die Entwicklung zukunftsweisender Perspektiven in den ländlichen Räumen müssen aber auch entsprechende Mittel bereitgestellt werden.“
Kontaktdaten: Bundesarbeitsgemeinschaft der LEADER-Aktionsgruppen (BAG LAG), Email: info@baglag.de, Website: www.baglag.de
Zum Europatag: LEADER-Projekte im Odenwald
LEADER ist ein Förderprogramm der Europäischen Union zur Entwicklung ländlicher Räume. Ziel ist es, ländliche Räume zu stärken und lebenswerter zu machen. Die EU, die oft als weit entfernt wahrgenommen wird, fördert mit LEADER-Mitteln direkt lokale Projekte von Bürgern und Gemeinden vor Ort. Zusätzliche Gelder stellen die Bundesländer bereit.
Im Odenwald befinden sich fünf Regionen in drei Bundesländern: „Odenwald“ und „Darmstadt-Dieburg“ in Hessen, „Main4Eck“ in Bayern sowie „Badisch-Franken“ und „Neckartal-Odenwald“ in Baden-Württemberg. Gremien von 15 bis 30 Personen werden von den regional entstandenen LEADER-Vereinen gewählt. Deren Mitglieder kommen aus allen Gesellschafts- und Themenbereichen und entscheiden auf Basis eines regionalen Entwicklungskonzeptes direkt vor Ort, welche Projekte gefördert werden.
Über 140 Projekte in und rund um den Odenwald konnten seit 2015 in den Genuss einer Förderung kommen. In den fünf LEADER-Regionen konnten über 12 Millionen Euro verteilt werden. Bei den geförderten Maßnahmen handelt es sich um privat-gewerbliche, gemeinwohlorientierte und kommunale Projekte. Sie stärken die Region, indem sie neue Angebote in Nah- und Grundversorgung, im Tourismus und der Gastronomie, im Handwerk, im Natur- und Umweltschutz oder im Bereich Kunst und Kultur schaffen. Die Bürgerinnen und Bürger profitieren ebenso von den Angeboten wie Gäste und Touristen. Mit den Fördergeldern werden neue Sport- und Freizeitmöglichkeiten geschaffen, soziale und integrative Projekte umgesetzt, Gemeinschaftseinrichtungen eröffnet, neue Treffpunkte geschaffen – kurz: das gute Miteinander gestärkt.
Um welche Projekte es sich handelt und in welchem Ort sie liegen, ist in einer frisch veröffentlichten interaktiven Karte zu sehen. Link: http://umap.openstreetmap.fr/de/map/leader-projekte-im-odenwald_338989#10/49.6205/9.1791
EU: Halbe Million für LEADER-Projekte
Die Region kann sich über 500.000 Euro EU-Mittel plus zusätzliche Landesmittel freuen. Ab sofort können Projektanträge bis zum 10. Juni 2020 bei der LEADER-Geschäftsstelle gestellt werden. Bedingung, dass die Projekte sofort umsetzbar sind und zum Regionalen Entwicklungskonzept passen. Das heißt, es muss vom Angebot bis hin zur Baugenehmigung alles innerhalb von drei Monaten vorgelegt werden.
Gefördert können öffentliche sowie private Vorhaben. Projekte die dem Erhalt unserer Kulturlandschaft dienen wie z.B. ein Baumlehrpfad oder den ländlichen Tourismus unterstützen. Auch haben Projekte für den Erhalt unserer Dörfer und Gemeinden sowie das bürgerschaftliche Engagement großen Stellenwert. Alles was unsere Region weiterbringt und stärkt. Interessiert? Projekte, die schon gefördert wurden, können hier auf der LEADER-Homepage abgerufen werden.